Christoph (51)    Kinder: Noemi (14) und Simeon (8)

 

Einen Teilzeit-Hausmann kennt bald jeder. Ein Vollzeit-Hausmann besitzt jedoch nach wie vor Seltenheitswert. Vor allem wenn er, wie Christoph , bereits seit 14 Jahren zu Hause arbeitet.

Als die Tochter von Ruth und Christoph vor 14 Jahren zur Welt kam, kehrte Ruth nach dem Schwangerschaftsurlaub wieder zurück in den Lehrerberuf und Christoph kümmerte sich um die kleine Noemi. Über Mittag brachte er sie sogar zum Stillen ins Schulhaus.

Der Entscheid für diese Aufteilung war langsam gewachsen. Zuerst wollten sie beide 50 Prozent arbeiten und sich die Familienarbeit aufteilen. Das stellte sich jedoch als schwierig heraus. Der gelernte Landmaschinenmechaniker Christoph hätte seine Arbeit nur auf 60 Prozent reduzieren können. Ruth hätte zwar 50 Prozent unterrichten können. Dazu wären jedoch noch Sitzungen gekommen. Es wäre sehr kompliziert geworden.

So machte Christoph eines Tages den Vorschlag, dass er ganz zu Hause bleiben würde. Für ihn hatte dieser Entscheid grosse Konsequenzen. Nach 14 Jahren kann er nicht mehr zurück in seinen Beruf, dies war ihm von Anfang an bewusst. Trotzdem bereut er es nicht, den Schritt gewagt zu haben: «Ich bin heute froh, dass wir es so aufgeteilt haben. Hätten wir beide Teilzeit gearbeitet, hätte dies viel mehr Unruhe und einen grossen Koordinationsaufwand mit sich gebracht. Es ist für mich wesentlich beruhigender, wenn einer von beiden fest zu Hause ist.»

Da Ruth einen erzieherischen Beruf hat, können sich beide gut austauschen und Christoph kann auch an ihrer Arbeit teilhaben, was umgekehrt nicht möglich gewesen wäre. Mindestens einmal im Monat ist er sogar in der Schule und hilft ihr bei Projekten, geht mit ins Klassenlager, usw.  Sie unterstützt ihn dafür zu Hause aktiv, sie staubt ab und bügelt, hilft bei der Planung und wenn es zum Beispiel darum geht, wie lange Noemi nun in den Ausgang gehen darf.

Die Bedingung von Christoph für diese Aufteilung war allerdings, dass er einen Tag pro Woche frei hat. Am Mittwoch sind die Kinder darum bei den Schwiegereltern, die gleich einen Stock tiefer wohnen. Mit ihnen haben Ruth und Christoph einen Vertrag und sie werden nach den Ansätzen für Tageseltern entschädigt, damit dieser Tag klar geregelt ist.

Linktipp: Der Mechaniker als Hausmann - Portrait von Christoph in der Männerzeitung, März 2009

 

Familienatmosphäre

Wenn wir beim Essen alle zusammen sind oder wenn wir ein Spiel machen. Bis wir spielen können, dauert es manchmal ein wenig, weil jeder etwas anders spielen möchte. Das gab sogar schon eine solche Diskussion, dass ich schliesslich sagte: dann wird halt nicht gespielt. Aber das gehört eben auch dazu :-)

Highlights

Was ich immer wieder spannend finde ist zu beobachten, wie sich ein Kind entwickelt, wie es dasselbe aus eigenem Antrieb - ohne dass man es führen würde - immer und immer wieder versucht, bis es das schliesslich schafft.

Damit kann man mich jagen

Wenn etwas schief gelaufen ist - zum Beispiel etwas zerbrochen ist - und ich es anspreche und jeder einfach kategorisch abstreitet, es gewesen zu sein, obwohl es offensichtlich ist. Das bringt mich schon zur Weissglut. Die Situation kann dann so verfahren sein, dass die Kinder nicht mehr sagen können «ich war’s» und ich nicht mehr sagen kann «es ist nicht so wichtig».

 

 

So organisiere ich mich

Ich schreibe mir viel auf. Am Sonntagabend sitzen wir alle - ohne Simeon, aber mit Noemi - zusammen und planen alles Aussergewöhnliche. Auch die Hausarbeiten plane ich. Am Donnerstag zum Beispiel putze ich. Das gibt mir eine gewisse Entlastung. So habe ich nicht am Montag schon wieder das Gefühl, ich müsste putzen.

Typisch Hausmann!

Wenn es etwas Technisches zu tun gibt, dann motiviert mich das mehr, als zum Beispiel zu kochen. Ich bin halt einfach der Handwerker. Kochen ist dagegen nicht meine Stärke. Wenn dann am Essen auch noch dauernd rumgemeckert wird, ist das auch nicht gerade motivierend.

 

 

 

 

So tanke ich auf

An meinem freien Tag repariere ich für Nachbarn Steckdosen und Wasserleitungen. Dann kann ich einmal etwas ganz anderes tun und an andere Dinge denken. Das ist für mich Entspannung. In Zukunft würde ich das gerne ausbauen als Selbstständigerwerbender.

Das treibt mich

Die Familie ist für uns ein Gemeinschaftswerk. Dass ich daran auch mitarbeiten möchte, war für mich von Anfang an klar. Ich möchte beteiligt sein. Wäre ich ein 100% erwerbstätiger Vater, dann wäre ich einfach auch irgendwo noch da, wäre viel passiver innerhalb der Familie, eher aussenstehender.

 

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Portrait Februar 2007